Auf dem Weg an das Ende der Welt

 

In el Calafate stehen wir zwei Tage auf einem Camping mitten in der Stadt. So können wir mal wieder Einkäufe tätigen und ein wenig Schaufensterbummel betreiben. Endlich finden wir wieder einen Spielzeugladen und können unsere restlichen Weihnachts & Geburtstagsgeschänke ergattern. Ein wenig bescheurt komme ich mir schon vor mit einem riesigen (durchsichtigen), kaum tragbaren Sack voller eingepackten Geschenke durch die Gegend zu laufen. Caro lenkt die Kinder ab und so kann ich die Freuden der Kinder im Zebrabauch verstauen.

 

Wir bekommen noch einen Tip für einen wunderschönen Camping in der Nähe des Perito Moreno Gletschers. Wir fahren die 70 Kilometer zum Gletscher ohne zuvor natürlich beim Parkeingang pro Kopf 18 Franken zu zahlen ( Ja in der Schweiz würden wir das zig fache davon zahlen), na dann soll der Gletscher wohl was Besonderes sein. Ist er auch... nach ellenlangen Kurven, erhaschen wir nach einer 90 Grad Kurve den ersten Blick auf den Gletscher... Uns bleibt nur noch ein Wow! Da steht einfach eine blaue (fast schon kitschig blaue) Eiswand am Rand des Sees und erhebt sich senkrecht, in einer Höhe von 30-40 Meter über dem Wasser. Beim Mirador aussteigen und knipsen ist angesagt!

 

Ein paar Kilometer weiter müssen wir bei den Bussen parkieren und machen uns auf kilometerlangen Gehwegen zum Gletscher auf. Das Panorama ist wunderschön und wirkt schon fast kitschig. Die Gehwege sind zwar nicht wirklich diskret in die Landschaft eingebettet aber man kann auf unzähligen Terrassen und Verbindungswegen den Gletscher anhimmeln. Wir werden auch belohnt und sehen 3 grössere Eisabbrüche welche sich jeweils mit einem lauten Knorren im Eis vorankündigen. Dann fallen tonnenschwere Eisblöcke senkrecht ins Wasser und das Getose wird irgendwie durch die Eiswände verstärkt und macht das Ganze noch spektakulärer.

 

Nach ein paar Stunden haben wir uns den Gletscher in unser Gedächtnis eingebrennt und fahren wieder aus dem Park. Auf den Tip hin fahren wir, die 35 Kilometer Schotter, zum Lago Roca. Schliesslich wollen wir einen ruhigen Platz für Weihnachten haben. Und den haben wir. Mitten im Nationalpark ist dieser Camping ein Paradies. Im Gegensatz zu vielen Campings sind hier die Parzellen so angelegt, dass man zum Nachbar je nach dem eine Distanz von mindesten 30-40 Meter hat. Wunderschöne alte Bäume, grosse Rasenflächen, Pik-saubere Einrichtungen. Hier bleiben wir 5 Tage. Es tut uns allen gut wieder ein paar Tage Pause einzulegen.

 

Dass wir hier noch Fahrräder mieten können und es einen Spielplatz gibt, macht das Ganze noch angenehmer. Tim schnappt sich gleich ein Fahrad und kurvt halsbrecherisch durch die Gegend nicht ohne spektakuläre Stunts die nicht immer gelingen, aber Tim ist hart im nehmen, wie immer.

 

So feiern wir Klaras Geburtstag und Weihnachten an diesem schönen fleckchen Erde. Wir basteln aus Schwemmholz einen Weihnachtsbaum und schmücken diesen. Für Weihnachten haben wir uns extra ein schweizer Fondue in Cusco von Caros Bruder mitnehmen lassen. Ich freue mich auf ein richtiges Fondue! Nur hat dieses Ding irgendwie die Überbrückungszeit von Cusco hier runter nicht schadlos überstanden. Wir wissen nicht so recht ob es die endlosen Schotterpisten waren oder das Ablaufdatum das schon einen Monat abgelaufen war, oder der argentinische Weisswein der sehr sauer war. So essen wir ein Fondue welches von der Konsistenz her einer Buillon Suppe mit Ei gleicht, wobei das Ei der Käse des Fondue ist. Es schmeckt nach Fondue aber der Käse hat sich irgendwie entschieden sich wie ein Atom zu spalten... Was solls... Weihnachtsessen wird völlig überbewertet (Ich denke heimlich an das Fondue Burguinon von zu Hause).

 

Da die Geschenkfee warten musste bis die Kinder ins Bett gehen, haben wir die Beschehrung auf spätere Stunde angesetzt. Als wir nach nur einer halben Stunden bewaffnet mit einer Kerze und dem Fotoapparat (auf Serienschuss gestellt) die freudigen Gescichter der Kinder festhalten wollen, können wir diese nicht mehr Wecken. Kein rütteln oder wachküssen oder zurufen geht mehr, Klara und Tim drehen sich nur im Tiefschlaf um und ziehen die Decke über den Kopf. Wie belämmert stehen wir da und gehen nach einem Glas Wein dann auch ins Bett.

So früh waren wir noch nie an Weihnachten im Bett. Die Beschehrung am nächsten Morgen passte dann aber auch und die Augen von Tim und Klara sind riesig als es doch noch Geschenke zu Weihnachten gibt.

 

Wir ziehen gegen 11 Uhr weiter da der ganze Camping an diesem Tag ausgebucht ist und riesen Assados geplant sind. Sie sprechen von 20-30 Leuten pro Stellplatz. Dank dem heftigen Regen ist bis zu unserer Abreise keiner am Feuer machen...

 

So fahren wir auf einer Pfützenralley die 50 Kilometer auf Schotter nach El Calfate. Bei Kilometer 10 winkt uns ein Fahrer eines weissen Fiats Uno zu wir sollten anhalten. Er spricht zuerst mit Caro dann kommt er an mein Fenster. Ich blicke in ein völlig zugedröhntes Gesicht eines jungen, symphatischen Mannes welcher mir verzweifelt erklärt dass sein Auto nicht mehr geht und er um 15.00 Uhr in el Calfate zum Arbeiten sein muss. Ich frage mich was für eine Art Job er hat wo die physische Präsenz offenbar ausreicht um bezahlt zu werden, so blau und vermutlich bekifft der ist. Sein Kollege gesellt sich noch dazu und macht keinen besseren Eindruck. Die Batterie gehe nicht, ob ich sie abschleppen könne? Es sind ja nur 40 Kilometer auf Schotter bei strömenden Regen. Ich nehme meinen Hacken von der Seilwinde und hacke in ein. Ich erkläre er soll versuchen bei ca. 30 km/h den Wagen via Kupplung zu starten... 2-3 Gang. Ich glaube meine Spanischkenntnisse mit dem Alkohlpegel der jungen Herren verträgt sich nicht, nur mit Drogen hätten vielleicht die Synapsen welchselbeziehungen Zugelassen und wir hätten uns verstanden. So setzte ich mich in seinen Wagen und erkläre ihm visuell was zu tun ist. Neben dem Sitz auf der Mittelkonsole steht eine abgeschnittene 3-Liter Flasche welche nach dem Geschmack mit Whisky-Cola gefüllt ist, das Angebot für einen Schluck lehen ich dankend ab.

 

So schleppen wir ihn ein paar hundert Meter durch die Pampa... ich halte wieder an und steige aus.... es geht nicht meint er... bitte weiter abschleppen wegen der Arbeit. Die Jungs tun uns leid uns wir ziehe sie bis nach el Calfate. Dabei kommt mir noch eine Idee für die versteckte Kamera. Denn bei einer Brücke spiele ich mit dem Gedanken neben durch zu fahren, durch den Fluss (haben wir bei der Anfahrt gemacht)  und den Fiat Uno einfach durch das Wasser über die Steine zu ziehen. Die Gesichter der beiden Spassvögel hätte ich gerne dabei gesehen. Ich meine was willst du machen, wenn du am Hacken hängst und dich ein LKW durch die Pampa zieht?

 

Wobei es war auch sonst abenteuerlich genug, denn sie haben die Botschaft nicht immer richtig verstanden, zu Bremsen wenn das Stahlseil droht nicht mehr gespannt zu sein....  so ist die Kunststoffverschalung des Autos, grosszügig rund um den Abschlepphacken nur noch in Fetzten.  Egal er wird es zur Arbeit schaffen und sie umarmen uns herzlich und danken uns tausendmal. Mit diesem extra gesammelten Karmapunkt machen wir uns auf den Weg weiter Richtung Süden.

 

Wir fahren wieder auf der Ruta 40 Richtung Süden dafür nehme wir mehrheitlich den Schotter, da man so Kilometer sparen kann. Die Landschaft ist wieder typisch Pampa und somit nicht sehr abwechslungsreich aber auch nicht unschön.

 

Wir biegen von der Strasse ab zum Grenzübergang Cero Castillo um in den Nationalpark Torres del Paine in Chile überzuwechseln. Durch den Regen ist alles ziemlich schlammig hier und Caro hört beim Aussteigen für den Argentinischen Zolll ein Pfffffffff...... vermutlich ein schleichender Plattfuss, der vor 10 km noch nicht war, da sind wir nämlich alle zum pinkeln ausgestiegen.

Gottseidank sind die Formalitäten schnell erledigt und der künftige Plattfuss verliert zwar mit pfff ordentlich aber nicht so fatal dass man nicht noch eine halbe Stunde fahren könnte.

 

Der chilenische Zoll ist wieder mühsamer wegen den Lebensmitteln. Zuerst wollen sie den Hund rein bringen... bei der Höhe der Türe und der grösse (schwere) des Labradors unternimmt er dann die Untersuchung persönlich. Er nimmt es sehr genau und nimmt alles auseinander... mit ein paar Tomaten, Zwiebeln, Knoblis weniger verlassen wir den Zoll um 50 Meter weiter den Reifen zu pumpen. Es regnet und stürmt und wir machen eine Kriesensitzung wegen dem Reifen. Wir fragen nach einer Gomeria und bekommen eine Adresse. Jedoch dort angekommen sitzten da 3 Jungs in einem Mikrobaucontainer mit Ofen auf einem Schlammplatz ohne jegliche Maschinen, der Regen und Sturm und der warme Ofen untermauern ihr nein, machen/können wir nicht... Puerto Natale 90 Kilometer weiter..  nein Danke... Kriesensitzung II...  

 

Wir parkieren bei einem Spielplatz, Tim und Klara bekommen die super heavy duty Regenlatzhosen und Jacken montiert und gehen auf den Spielplatz. Caro und ich verbringen die nächsten 4.5 Stunden!!!! Damit bei Windböen in Orkanstärke und Regenschauern den Reifen zu reparien. Was uns auch gelingt, aber diese Felge war kaum vom Reifen zu lösen. Da wir an der sogenannten Hauptstrasse des max. 100 Seelen Dörfchens stehen, fahren in regelmässigen Abständen Autos vorbei ( manche in den 4.5 Stunden auch mehrmals, es macht den Anschein, dass sie nur schauen wollen ob wir schon weiter sind)  alle grinsend, oder einfach nur nett grüssend aber keiner der helfen würde ( wir sind von der Hilfbereitschaft einfach schon sehr verwöhnt, das uns so was auffällt).

Wechselseitig haben wir abwechselnd den Motivator oder den Depremierten gespielt...  Versteht uns nicht falsch, wir hätten einfach den Reifen vom Heck montieren können und nach einer halben Stunde weiterfahren. Aber dann haben wir den Reifen trotzdem noch nicht repariert und die neune Reifen angebraucht etc. etc. so haben wir uns bis jetzt immer für die Masochistenvariante entschieden. Der Grund für die Reifenpanne war übrigens eine schöne Inox-Schraube von 5 cm länge welche sich pfeilgrad in den Reifen gebohrt hat.

Tim und Klara haben sich 4,5 Stundne mehr oder weniger selbst auf dem Spielplatz bei Wind und Wetter selber unterhalten, zu ihrer Freude gab es auch noch junge Klatzen die ihren Narren an Tim und Klara gefressen hatten und ihnen die ganze Zeit Gesellschaft geleistet haben.

 

So fahren wir nach einer erholsamen Nacht, nach unserem Reifenworkout, in den Park Torres del Pain angeblich der schönste Nationalpark Chiles. Nach 30 Kilometer biegen wir ab Richtung Mirador del Torres. Die Strecke ist wunderschön und wir haben das Glück nach 15 Kilometer das Bergmassiv zu sehen. Wir campen anschliessend ein paar Kilometer zurück an einem Fluss.

Heute fahren wir offiziell in den Park, was mit einem Eintritt von 72 ( für 2 Personen)  Franken für nicht Chilenen belohnt wird. Das Wetter ist wechselhaft und wir fahren durch eine schöne Landschaft zu verschiedenen Wasserfällen. Beim ersten Camping machen wir halt und logieren hier um mal wieder Wasser zu tanken und uns eine warme Dusche zu gönnen. Dabei beobachten wir wieder die Unterschiede von uns Schweizern und den einheimischen bei der Platzwahl. Da das Gelände sehr nass vom dauernden Regen ist und man überall Schlamm und Furchen sieht geht unser eins zuerst zu Fuss vor, um den besten Stellplatz zu finden. D.h. wo kann ich durchfahren, wo mache ich möglichst wenig kaputt wo kann ich mich am besten hinstellen das andere noch durchpassen etc. etc. Dann stehen wir. Der Grossteil der Argentinier und Chilenen gehen da anders vor. Man fährt mit der Familienkutsche oder Wohnmobil einfach mal mitten rein und dreht eine Runde durch den Camping, dann stellt man sich irgendwo hin. 10 Minuten später parkt man dann wieder um und sucht sich einen anderen Platz. Dabei werden auch Sträucher und Äste abgeknickt um auch den entlegesten Platz mal befahren zu haben. Nach diesem Try-& Error Prinzip geht man vor bis man dann endgültig den Platz gefunden hatt. Wir zählen mit, ein Chilene bringt es auf 5 Wechsel in 2 Stunden.

 

Den Vogel schiesst ein anderer ab mit seinem frontgetriebenen Ford Galaxy. Er sucht sich einen Platz neben den Duschen aus, alles voll schlammig und kommt nach einigem spulen und hin und her in die richtige Position. Alles aussteigen (meist zu 6 mit Grossmutter) nur findet nun seine Frau, dass der Platz ca. 20 Meter entfernt leicht am Hang oben besser sei. Wenn man die Wiese und den Schlamm anschaut weiss man dass das nicht gut kommt. Egal, die Frau steht oben und gibt ihrem Mann die genauen Befehle zum Wechsel auf die neue Location. Also aus dem Schlamm raus und mit schmackes den Hang hoch... nach 2 Metern drehen bereits die Räder durch... aufgeben? Nee... mit Vollgas hängt der Kerl so am Hang, die Traktionskontrolle rattert munter und der Schlamm spritzt und die Wiese leidet... der Wagen rutsch zurück.. Neuer Anlauf.. die haben Erfahrung, Traktionskontrolle raus und unter Anfeuerung seiner Gattin nun mit stehendem Vollgas nochmals ran. Er pflügt alles um und bleibt mitten am Hang stehen... Genug selbst für sie. In dieser Position verharrend packen Sie alles aus und gehen zum neuen Platz 8 m zu Fuss. Als ich am Abend Duschen gehe, steht der gleiche Wagen wieder auf dem alten Platz... Na bravo!

 

Ich sollte auch meinen skrupel ablegen und mehr auf Trail-riding auf Campings gehen um die Grenzen meines Fahrzeuges auf engstem Raum und unter Zuschauer auszuloten. Wir sind einfach zu anständig und zurückhaltend.

 

Direkt vom Camping aus machen wir eine wunderschöne Wanderung auf einen Aussichtspunkt hoch oben auf einem Felsen von wo aus wir auf die unzähligen Seen und Lagunen schauen können. Nur das Torres Massiv bleibt heute Nebel verhangen.

 

Wir kommen gerade 4 Kilometer weiter am nächsten Tag, wo wir unsere 2. Wanderung in den Angriff nehmen. Wieder bergauf und ganz schön anstrengend. Nach 2 Stunden sind wir wieder auf einem Gipfel mit einer noch schöneren Aussicht und viel Wind. Beim Abstieg treffen wir auf 3 etwas ältere Engländer welche sich am Berg ausruhen. Sie erklären uns, dass Sie auf der grossen O-Route seien, rund um das Massiv! 5-7 Tage mit Überbachten nur bei Refugios und mit Zelt. Also Hardcore- wieso sie kein Gepäck dabei hatten, also auch kein Rucksack nichts, schliesst auf eine allinclusive „hard-core“ O-Route Wanderung, wo alles organisiert ist und man offensichtlich auch das Gepäck nicht tragen muss, vermutlich ist dann auch schon bei Ankunft das Zeltaufgestelt, der Cappucino heiss und die Bettflaschen im warmen Schlafsack und ein Guide singt noch ein gute Nacht Melodie. Es gibt für alles eine Dienstleistung!

 

Ein paar Kilometer weiter biegen wir zum Grey-Gletscher ab und kommen nach ein paar Kilometern zu einem grossen Parkplatz voller Touribussen. Wenn man an einem solchen Parkplatz ankommt mit 100 von Touristen in Warteposition, fährt man nicht gerne mit einem auffälligen Fahrzeug mitten rein... leider kein anderer Platz und so werden wieder überall die Fotoapparate gezückt und wild geknipst.... uns ist das peinlich und wir verziehen uns in die Wohnkabine und beobachten das ganze von Innen. Wir fahren wieder etwas zurück um Wild zu campen um in aller früh den Walk zu den Eisbergen zu machen.

 

Wir schaffen es tatsächlich als einer der ersten wieder auf diesem grossen Parkplatz zu sein. Wir überholen noch eine kleine Gruppe Japaner und haben die Bucht beinahe für uns. Die „Eisberge“ sind extrem sureal, da schwimmen einfach so riesige blaue Eisberge in diesem See. Sie brechen vom Grey-Gletscher ab, welcher ein paar Kilometer weiter hinten liegt und werden durch den Wind an diese Bucht getrieben. Man würde sich nicht wundern, wenn da plötzlich auch Eisbären auftauchen würden (ja ich weiss nur in der Akrtis (Nordpol) gibt es Eisbären). Die Stimmung kommt uns vor wie in einem Bild von Salvador Dali.

 

Wir verlassen nach einer kleinen Wanderung den Nationalpark Torres del Pain über die Südroute um nach 200 Meter an einer Strassensperre anzuhalten, um uns erklären zu lassen, dass diese Strasse für einige Tage gesperrt sei. Abends um 21.00 Uhr würde sie kurz aufgemacht.... Super, wir haben 2 Uhr. Kein anderer Weg fürt aus dem Nationalpark. Kriesensitzung..... also fahren wir über 100 Kilometer wieder zurück durch den ganzen Nationalpark. Ich donnere die letzen 70 Kilometer mit 70-90 km/h über die Schotterpisten... welch ein Spass wenn man schon einen Umweg fahren muss.

 

So im Fluss entscheiden wir uns gleich nach Puerto Natales weiter zu fahren... schliesslich ist morgen Slyvester und das feiert sich mit einem vollen Kühlschrank besser.

 

So fahren wir dank Navi direkt zum Supermarkt und decken uns seit langer Zeit mal wieder richtig ein. Navi sei Dank, sehen wir auch gleich einen Camping in der Nähe.. bei der ersten Vorbeifahrt sehen wir nur Wellblech und eine Einfahrt und keinen Platz für unser Zebra.... wir geben nicht auf und parkieren in der Seitenstrasse um den Camping nochmals in Augenschein zu nehmen. Und was oder besser wen sehen wir da? Als erstes den Camper von Walter und Regine (Wir fahren uns immer wieder über die Füsse) und daneben Köebi und Chrigle, neben welchen wir zuletzt in Cusco gestanden sind. Cool! Dann laufe ich noch den Bernern Velofahrern von der Caraterra Austral über die Füsse und dann kommen noch Marco und Tina morgen dazu. Somit ist die Sylvesterparty gesichert.

 

Wer Köebi kennt weiss, dass wir ein gutes Feuer zu Sylveser auf sicher haben. Auf den Camping kommen noch 2 weitere Gäste mit Ihren Mobilen an welche Köebi von Afrika und Indien her kennt... (kleine Welt?). Der Camping ist nun so voll, das man Knapp noch zwischen den Autos, Mobilen durchlaufen kann.

Wir feiern ein schönes Sylvester am warmen Feuer und im Schutz zweier gespannten Kunststoffblachen vor den inkontinenten Wolken. Unser Kinder belagern Marco und Tina und so haben wir einen entspannten Abend. Marco will sich anschliessend in der Schweiz unterbinden lassen....tja besser man weiss vorher was auf einem zukommt J

 

Klara schafft es bis 10 vor 12 wach zu bleiben, um kaum im Bett die Äuglein zu schliessen, Tim schafft es bis ein Uhr morgens um dann gelangweilt ins Bett zu wollen, anscheinend hatt er sich diese Party spannender vorgestellt...... und auch die Geisterstunde die er schon soooo lange mal erleben wollte hatte nicht den erhofften Efekt für ihn..... die Welt kann manchmal sooo grausam sein.

 

Der Feuertäufel Köebi fällt noch spätabends kurz ins Feuer aber sonst ist es ein ruhiger und entspannter Abend und wir starten das neue Jahr ohne grosse Kopfschmerzen oder Nachwehen.

 

Wir bleiben noch einen Tag länger auf dem Camping. Am nächsten Tag ziehen dann alle in eine andere Richtung weiter. Wir tanken nochmals auf und ziehen Richtung Süden, das Ende der Welt Usuhia ist unser Ziel, auch wenn alle die wir getroffen haben und schon am Ender der Welt waren, entnervt zurück gefahren sind, es sei zu kalt, zu windig und zu matschig.... egal WIR wollen dahin.

 

Wir fahren nach Morro Chico und nehmen eine Querverbindung mitten durch die Pampa zum Nationalpark Pali Aike (oder so ähnlich). Wir fahren so über 140 km auf Schotter durch die Pampa und begegnen keinem Menschen. Der Park selber ist sehr klein aber mit seinen erloschenen Vulkankegeln in welche man hinabsteigen kann auch attraktiv. So stehen wir mit sehr starkem Wind nachts im Park und beobachten tagsüber die Tierwelt und wandern zu den Kratern.

Mitten im Nichts fahren wir an einem lustigen Schild vorbei mit der Aufschrift „ signal here“ und darüber ein Mobiltelefon..... das will Caro genauer wissen und steigt mit dem Handy aus um es zu testen....tja das Schild hat den Test nicht bestanden, vielleicht liegt es ja an unserem schweizer Handy.

 

Ein Besuch der kleinen Lagune ist unsere letzte Station in dem Park. Beim gemütlichen Mittagessen im Zebra kommt dann doch noch ein anderer Besucher in den Park und parkiert gleich neben uns. Die jungen Chilenen kriechen gleich unter ihr Auto und diskutieren. Ein halbe Stunde später hängt der Wagen an unserer Seilwinde, da sie sich den Öltank an einem Stein abgerissen haben. So schleppen wir Sie zu den Parkranger. Wir sammeln wieder Karmapunkte mit abschleppen!

Als Dank bekommen wir feine Alfachores ( abartig süsse kleine Küchlein mit dulce de leche Füllung) welche zugleich von uns dankbar verspiesen werden.

 

Wir fahren nach Punta Delgada und dann zur Fähre welche uns nach Feuerland bringen wird. Die Fähren fahren hier im halbstunden Takt und die Magallan Strasse ist hier sehr eng und so sind  wir nach nur 20 Minuten Fahrzeit in Feuerland.

Bienvenido a tierra del fuego steht hier und der Regen empfängt uns pflichtgemäss.

 

Nach 40 Kilometer biegen wir wieder auf Schotter ab und fahren Richtung Estancia Cameron. Das Wetter bleibt seinem Ruf treu und wir fahren im strömenden Regen. Irgendwan haben wir genug und fahren einfach ab der Strasse um zu Campen. Wir wühlen uns durch den Schlamm und stellen uns in den Wind. Gute Nacht..

 

Am nächsten Tag regnet es nicht mehr und wir ziehen weiter, begegnen noch Schweizern und Deutschen welche alle unisono vom schlechten und kalten Wetter in Usuhia berichten. Egal wir sind Beratungsresistent und fahren weiter. Ich habe genug vom Fahren, dem ewigen Ausweichen der Schlaglöcher, dem Bremsen, dem Gangschalten etc. das ermüdet mich diese Schotterpisten... und so übernimmt Caro die Führung des Zebras. 1 Stunde später passieren wir einen Polizeiposten in mitten von Nichts... wie immer tasten wir uns mit 15 km/h ran um dann auf 20 zu beschleunigen und weiter zu fahren, doch dann kommt doch noch ein Poilizist aus dem Haus geschlichen...  Er schaut uns fragend an und will den Fahrausweis von Caro sehen.... dann fragt er mich ob ich gesund sei? Hallo? Habe ich das richtig verstanden? Er frägt nochmals ob es mir gut gehe, ob ich irgendeine Krankheit habe... Krebs oder so? Wie bescheurt ist der denn? Gibt es hier etwa spezielle Gesundheitsvorschriften? Ich verbuche es auf das Konto meiner Nicht- Spanisch Kenntniss und versichere ihm, dass es uns allen blendend geht.. er runzelt die Stirn und fragt mich ob ich auch ein Ausweis für das Auto habe, damit ich damit fahren kann... Ja sage ich und zücke schon meine Fahrerlaubnis hervor, da winkt er aber schon ab, nein, nein, es sei schon gut. 

 

Verwirrt fahren wir weiter... ich gleiche meine Spanischkenntnisse mit denen von Caro ab und sie hat das gleiche Verstanden.... und dann fällt es uns wie Schuppen von den Augen, der Polizist hat es nicht für möglich gehalten, dass eine Frau diesen LKW fährt... deswegen die Frage nach dem Fahrausweis von Caro als Erstes. Hmmm... dann sieht er, dass sie fahren darf, dann muss eine andere Erklärung her... der Mann muss unendlich krank sein oder ihm ist schlecht, damit nich Er den LKW fährt... ok Krank ist der Mann auch nicht.... aha dann darf er nicht fahren, da er die Prüfung nicht hat.... hm er hat die Prüfung... nun dann... komische Europäer wird er sich gedacht haben.

 

Jedenfalls fahren wir zum Lago Blanco auf den Tip von Marco und Tina hin. Und nach ca. 12 Kilometer kommen wir an den See und steuern links zum Waldrand. In traumhafter Kulisse (wilder See, riesen Bäume, saftiges grünes Gras etc.) campen wir hier für ein paar Tage und backen mal wieder gesundes Vollkornbrot. Für die Kinder ist es hier ein Paradis mit all den umgestürzten Bäumen.

 

Wir fahren ca. 30 Kilometer zum Paso bella Vista wo sich ein Zollübergang nach Argentinien befinden soll. Und tatsächlich kommen wir hier mitten im Nichts zu einzelnen Häuschen und einer Schranke. Es ist 9.30 und kein Mensch ist hier zu sehen. Im Zollhäuschen klopfe ich an aber niemand ist da. Ok da scheint niemand zu sein. Und so steige ich wieder ins Zebra... (unauffällig sind wir ja auch nicht gerade). Dann sehe ich ein Herr in einem Haus hinter dem Vorhang rausschauen. ha got you! Ich fixiere ihn und steige aus. Er kommt mit der Kaffeetasse aus dem Haus und sagt ich soll zum Zollhäuschen.... ja da war ich aber da ist niemand... ok sagt er.. er schlurft mit der Kaffeetasse von der Verande und geht zum nächsten Haus und klopft einen Herr hinaus... schlurft mit seiner Tasse zu einem weiteren Haus und klopft einen andern Herr hinaus... Nach 10 Minuten kommen die zwei Herren mit ihren offiziellen Jäckchen zum Zollhaus öffnen die Scheibe und steigen durch die Scheibe ein um die Türe zu öffnen. Goldig, der Links darf unsere Pässe abstempeln und der Herr Rechts muss mein Fahrzeugpapier abstempeln... und schon darf ich weiterfahren und die Herren wohl wieder zurück in ihre Häuschen... an einem stressbedingten Herzinfakt werden diese Beamten hier wohl nicht sterben.

 

Der Schotterweg wird nun schmaler und schlechter, dann biegt er ab und ein tiefes Loch ist vor uns... ok wo ist hier denn der argentinische Zoll? Wir konnten ja nirgends abbiegen oder? Ok dann fahren wir halt in das Loch rein und den Abhang hinunter... dann stehen wir vor einem Fluss... auf der anderen Seite erkennen wir das Zollgebäude der Argentinier. Ja was jetzt? Soll ich einfach quer durch den Fluss durch? Ist der tief? Etwa 50 Meter weiter sehen wir ein paar Holzpfähle am Ufer... wir fahren dort hin und fahren hier durch das Wasser und auf der anderen Seite die Böschung hoch... Voila wir stehen vor einer Schranke und sind  beim argentinischen Zoll! Ich weiss nicht wie viele Autos über diesen Zoll fahren... normale kommen da nicht durch ohne Stecken zu bleiben. Aber ich denke es ist nicht im Sinne der Zöllner die Strassen auszubessern...

 

Es geht sehr familiär zu und so sitze ich mehr in einem Wohnzimmer mit Kinder als in einem Zollbüro. Sie sind sehr interessiert und freundlich (das erste Mal muss ich nicht alle Zettel selber ausfüllen sondern jeder der gerade rumsteht bekommt einen Zettel zum ausfüllen) und so haben wir im Nu unsere Papiere. Zurück im Zebra fällt mir die geschlossene Schranke auf... also wieder zum Zollbüro... ah die Schranke.... er kommt mit und öffnet Sie... ah da passt das Zebra nicht durch.. Schranke schliessen... Fahre doch einfach aussenrum kommt die Anweisung... ok..

Weiter geht es auf nassem Schotter Richtung Rio Grande und sauen unser Zebra bis zu den Fenster mit Dreck ein. Wir entscheiden uns einen Abstecher nach Rio Grande zu machen um unsere Vorräte wieder zu füllen. So stehen wir 30 Minuten später mit einem lächeln im Gesicht in einem grossen Carrefour.

Wir wollen am Meer Mittagessen und parkieren das Zebra auf einen Parkplatz. Nur können wir die Tür nicht mehr öffnen, egal wie oft wir es probieren sie hat sich verhackt. Wir holen die Treppe raus und versuchen Sie von Hand zu öffnen... keine Chance, die Türe entriegelt zwar, aber irgendwie bleibt der obere Bolzen hängen... Na bravo! Jetzt haben wir da so eine Supertür welche sich nicht mehr öffnen lässt. Ich Versuche mit dem Sackmesser hinter die Entrigelung zu kommen keine Chance das Ding bewegt sich keinen Milimeter. Tja, dass ist halt so wenn man eine einbruchsichere Türe einbaut... dann kommt man selber auch nicht rein... Ich will durch ein Fenster rein... bravo diese habe ich vergittert.... nun ja das Gitter lässt sich vielleicht mit Gewalt wegbiegen, aber die Fenster bekomme ich auch nicht auf, weil ich diese (natürlich aus Sicherheitsgründen) vor ein paar Monaten noch mechanisch gegen öffnen von Aussen gesichert habe... Schön... schön blöd!!! Nach 20 Minuten bin ich für Brecheisen an einem Fenster... ich gönne mir nochmals eine schöpferische Pause und in der Zeit bringt Caro die Türo auf! Heureca! Ein Schal hat sich in den Schliessmechanismus der Türe verhackt und hat so das Öffnen nicht zugelassen. Das war uns eine Lehre. Vielleicht sollten wir für den Notfall Sprengöffnungen anbringen um einen Teil der Türe wegsprengen zu können.

 

Es geht weiter... ein Schild sagt 180 Kilometer nach Usuhia... jetzt wollen wir endlich da hin.. ans Ende der Welt und ans Ende unserer Reise in Richtung Süden. So donnern wir auf guten Strassen Richtung Usuhia. Wir schrauben uns hoch und überqueren einen Pass und kommen nach 2.5 Stunden nach Usuhia... 

 

Nun ja so ganz schön ist es nun auch wieder nicht das Ende der Welt. Wir fahren durch die Stadt und kommen zum Camping Municipal... wo wir nicht reinkommen wegen der Höhenbegrenzung...  So fahren wir um das Areal und durchpflügen eine nasse Wiese um dann an einem Hügel mit durchdrehenden Rädern im Schlamm zu stecken. Wir sind langsam richtig gut im Anpassen an die Argentinier. Diff-Sperren rein und das Zebra pfügt sich den Hang hoch und wir kommen auf den Camping Municipal. Ein Dreckloch! Überall Abfall, Dreck sonst nichts! Die Toiletten sind rausgerissen etc. etc.  für eine Nacht tuts. Am nächsten Morgen haben wir Sonnenschein und es ist warm.. man kann im T-Shirt draussen stehen... das hatten wir schon lange nicht mehr.

 

Wir fahren in den Nationalpark und stehen hier wunderbar schön direkt am Fluss und geniessen das schöne Wetter und machen ein paar Entdeckungsspaziergänge. Am nächsten Tag erkunden wir weiter den Park und sind abends wieder bei dem schönen freien Camping und geniessen diesmal den Regen und unsere Heizung im Zebra.

 

Wir verlassen den Nationalpark und gehen in die Stadt um für Tim und Klara neue Hosen zu kaufen. Entweder sind die jetztigen zu klein oder mehrheitlich zerschlissen. Wir werden fündig und bummeln noch durch die Touri-Metropole welche sich den Namen „Town at the End of the World“ hat rechtlich sichern lassen. Da die Chilenen weiter Südlich auf einer Insel mittlerweile auch eine Stadt aufgebaut haben und um die Touristen streiten, heist dies Stadt „City at the End of the World“, ein feiner-kleiner Unterschied.

 

Wir entschliessen uns noch eine Nacht hier am Ende der Welt zu bleiben und beziehen Stellung auf einem anderen Camping etwas oberhalb von der Stadt. Nichts besonderes, recht schlammig, aber wir können wieder Wasser auffüllen, Emails runterladen und warm duschen. Gerade als wir ankommen steigt Regine und Walter aus einem Taxi aus und sagen uns TSCHüSS denn, gerade sind sie auf dem Weg in die Antarktis für 11 Tage wir wünschen ihnen alles Gute und würden selber auch gerne hin, leider lässt dies unser Budget nicht zu ( man muss ja auch für später noch Träume haben )

 

Wir füllen noch die Tanks mit dem günstigen Diesel auf und fahren den gleichen Weg zurück Richtung Rio Grande. Wir campen einsam direkt am Meer kurz vor der Stadt.

Tags darauf stehen wir am argentinischen Zoll und die Ausreiseformalitäten sind schnell erledigt. Die Einreise nach Chile zeigt sich wieder als etwas komplizierter. Die Pässe haben wir schnell erledigt. Dann kommt noch die berühmte Food-kontrolle. Diesmal darf Caro ran. Nebst den üblichen Früchten, Gemüse etc. nehmen Sie uns auch noch unsere schöne Zebra-Vogelfeder ab und Tims Nandu-Feder! Die Stammt aus Chile! Egal, das kann jeder sagen! So kommen wir diesmal auch artenschutz gerecht nach Chile. Tim hat fast Tränen in den Augen als Caro ihm das erzählen muss....zum Glück gibt es hier überall Nandus und auch diese verlieren Federn.

 

Den Weg zur Fähre kennen wir ja und so sind wir ein paar Stunden später wieder auf dem kontinentalen Festland.

 

Wir sind müde und parkieren vor einem Restaurant in einem kleinen Dorf. Wir sind auch zu faul um zu kochen und so bestellen wir das Menu denn etwas anderes gibt es nicht. Die Fischsuppe war eine Katastrophe.... ich meine wer mich kennt weiss, dass ich als letztes auf einer Karte eine Fischsuppe bestellen würde. Dann hat es nebst dem Fisch auch Muscheln drin.. Was für eine Strafe für mich. Ich esse aus Anstand und trinke viel Bier gleichzeitig um ein Gleichgewicht der Geschmäcker herzustellen. Dafür war das Fleisch im zweiten Gang ganz gut. Wir nächtigen vor dem Restaurant da wir einige Bier brauchten für die Fischsuppe und wir das starke Bier nicht mehr gewöhnt sind (6.8 pro Mill Alkohol).

 

 

Der nächste Tag beginnt wieder mit einem Zollmarathon... wieso sie nicht einfach eine Transit-Strasse einrichten hier....?

Dann wieder Ausreise aus Chile am Zoll... kein Problem.. dann Einreise nach Argentinien eigentlich auch kein Problem, doch die Dame welche offensichtilich neu beim Zoll ist tut sich schwer mit der Einreise unseres Zebras. Nach einigem hin und her sagt sie nach 15 Minuten es sei alles erledigt wir können gehen. Ja schon aber ich hätte gerne mein Fahrzeugpapier mit dem temporären Import.... gebe es nicht... quatsch das brauche ich... sie verschwindet und erkundigt sich in den Katakomben des Zolls über dieses Papier. Ja dann bekomme ich doch noch einen Ausdruck und einen Stempel... nur noch unterschreiben... da steht doch auf dem Formular bei Nationalität: Afghanistan..... Hallo? Ich reklamiere sofort, sie meint das sei egal ich solle unterschreiben. Nein ist nicht egal! Ich bin kein Afghane und das Zebra auch nicht.... doch doch, im Sytem sei Schweiz drin, Afghanistan kommt nur wenn man nichts ausfüllt. Ich versuche ihr klar zu machen, dass ich kein Formular unterschreibe wo ich als Afghane aufgeführt bin, sonst kann man mich und das Zebra bei jedem Zoll 5 Stunden durchsuchen lassen. Ich streiche Afghanistan durch und schreibe Schweiz darüber. So kann ich das unterschreiben.

 

Wir wollen nach Cabo Virgenes (südlichster Punkt Argentiniens auf dem Festland = superlative). Auf unserer Karte ist ein Weg gleich nach dem Zoll abgebildet... den finden wir nicht. So fahren wir zurück zum Zoll und fragen nach dem Weg... nach einigen Stationen befinde ich mich in den Katakomben des Zolls beim Chef persönlich, der mir sagt, dass es diesen Weg nicht gibt......  super! Und überhaupt was ich da wolle? Da gäbe es doch nichts! Ich sage ihm voller Begeisterung: Pinguine! Er schaut mich lächelnd an und sagt ja, da gibt es wohl Pinguine. Aber in seinem Verständnis eben nichts. Wer fährt denn 140 Kilometer für Pinguine? D.h zuerst 70 Kilometer hoch und dann 140 Kilometer auf Schotter da runter... und dann wieder zurück, da kein anderer Weg hinausführt.

 

Was solls wir fahren nach Rio Gallegos und stehen wieder mit einem lächeln im Carrefour und kaufen ein. Zurück zu der Hauptstrasse und dann die 140 Kilometer runter zum Nationalpark Cabo Virgenes. Nach 5 Kilometer überlegen wir uns umzudrehen. Die Piste ist so miserabel dass es einem schlecht wird... der Hauptweg in der Mitte ist eigentlich nicht mehr wirklich befahrbar, da er nur noch aus tiefen Löchern besteht. Links und rechts dieses Hauptweges haben sich Fahrrinnen gebildet, wo der Fahrer versucht den Schlaglöchern auszuweichen. Jedoch sind diese teilweise im Schlamm, oder meistens über 20 Grad schräg oder mittlerweile auch durch massive Löcher durchsiebt. So schütteln wir uns durch diese miese Piste und unser Zebra tut uns leid.

 

Bei einem Zwischenstopp entdeckt Caro noch, dass sich in der Cabine das WC selbstständig gemacht hat (Verschlussklappe geöffnet) und der halbe Inhalt in der Dusche schwimmt. Ich bin froh, dass Caro in der Kabine war und ich ihr von Aussen meine Unterstützung und seelischen Beistand leisten konnte, ohne das Desaster zu sehen. 1 Stunde später ist alles wieder gereinigt und desinfiziert und wir haben 2 Handtücher beerdigt welcher keiner mehr benutzten will/wollte.

 

Völlig entnervt von der Piste kommen wir am Leutturm an. Ha! Das haben wir nicht gewusst. Hier ist der Anfang der Routa 40! Kilometer 0 Routa 40! Das ist quasi der Highway 66 von Argentinien auf welcher wir schon einige Teilabschnitte gefahren sind. Es windet immer noch wie blöd hier und wir fragen ob wir auf dem windgeschützten Platz unten bei dem Leuchtturm übernachten dürfen. Kein Problem für den Mann von der Universität, er fragt noch ob wir duschen wollen und zeigt uns noch die Toiletten. Jedoch ein Problem 4 Stunden später bei dem Militär, welchem dieses Areal gehört! Wir müssen raus... Ich meine hier ist kein Mensch, ausser den 2 Militärfritzen und dem Mann der sagte wir können hier übernachten, und wir stören niemanden... unmittelbare Gefahr von den Falklandinseln droht wohl auch nicht... vielleicht ist unser Eintrag mit Afghanistan bereits in die Militärischen Kreise vorgedrungen und wir müssen daher aus Angst vor einem Terroranschlag auf den 20 Meter hohen Leuchtturm gehen.  Super.. Kinder aus dem Bett raus ( denn es ist bereits 22 Uhr) vorne rein und in der Dunkelheit am Strand ein Platz suchen. 20 Minuten später stehen wir am Strand und haben unser Plätzchen. Von hier aus könnte man den Leuchtturm mit einer Bodenrakete einfach zur Strecke bringen... aber wir haben ja keine.... und mit dem Schweizer Sackmesser die Schrauben rausdrehen gehört sich für ein Afghane auch nicht wirklich.

 

Wir schlafen ruhig und geniessen die Sonne und den extrem starken Wind am nächsten Tag und machen einen kleinen Ausflug zum Leuchtturm zu Fuss und ohne Bodenrakete im Rucksack. Am Tage danach gehen wir zur Pinguin Kolonie. Beim Eingang steht dass man hier zahlen muss und sich informieren. Nach 5 Minuten klopfen und sinnlosem „Hola“ rufen fahren wir einfach rein und müssen aufpassen keinen dieser kleinen Pinguine zu überfahren. Die gibt es hier zu tausenden! Unter jedem Sträuchen schauen sie hervor. Die sind ja wirklich niedlich.. ein wahnsinns jööh Effekt. Wir laufen einmal rund um die Kolonie und sind von der Anzahl der Pinguine und der Zutraulichkeit derer fasziniert. Gefühlte Stunden und echten 150 Fotos später fahren wir wieder Richtung unserm Stellplatz. Es fängt leicht an zu regnen und es stürmt immer noch wie blöd. Da Entdecken wir schwarz/weisse Delphine im Meer welche wie Mini-Orkas aussehen. Ein paar Stunden später entdeckt Caro tatsächlich Wale im Meer. Ich springe mit der Kamera bewaffnet aus dem Zebra an den Strand und erwische einer der Wale mit der Kamera. Das war aber erst der Anfang. Die Sonne fängt an zu scheinen und plötzlich taucht 20-30 Meter neben mir im Wasser eine Walmutter mit ihrem Kind auf. Ich spaziere mit den Walen ein paar hundert Meter den Strand entlang und kann mich von dem Anblick und der Situation nicht erholen. Die sind so nah und so gewaltig gross und so ruhig. Das sind Momente, wo gefühlsbetonte Menschen und auch hartgesotene am liebsten sich nackig ausziehen und zu den Walen ins Wasser hopsen wollen um entweder Walgesänge ins Meer zu plärren oder die Dinger zu umarmen und zu erklären, dass man die Botschaft vom Kreislauf der Natur verstanden hat und ähnlich wie Chuck Norris in Texas Rangers Kontakt zu dem Adler aufnehmen kann. Es ist ganz einfach überwältigend diese riesigen Tiere so nah zu sehen und sie haben so was majestätsches an sich.

 

Völlig geflasht und 450 Bilder später (Meine Verteidigung: Serienfotos drücken pro Sekunde 5 Bilder raus) komme ich zurück ins Zebra...

 

Wir stehen früh auf (08.30) um die 140 Km Schotter hinter uns zu bringen. Irgendwie ist die Rückfahrt angenehmer... vielleicht sind die Wale mit mir...

Als wir die 140 km schlechte Piste fast hinter uns haben, hat unser Zebra Husten, dieses husten kennen wir doch? Es erinnert uns an die Fahr von Cachi nach San Antonio de los Cobres.....als wir auf knapp 5000m.ü.M stecken geblieben sind..... diesmal sind wir aber gaaaanz enspannt, denn wir wissen ja was es ist..... die Dichtung des Dieselvorfilters wird undicht sein....kein Wunder nach 280km übelster piste.....

 

Wir tanken nochmals voll und fahren dann auf einen Camping mitten in Rio Gallegos,

um da unseren Dieselfilter zu demontieren und die Dichtung zu ersetzen. Da lernen wir einen wichtige Lektion, nieeee volltanken vor dem demontieren des Dieselfilters, denn dann läuft der ach so gute Diesel aus..... also hällt Caro eine PET-Flasche unter den Schlauch und ich mache mich im Eiltempo ans Reparieren...

 

Ab jetzt wird es langweiliger, wir fahren endlose Kilometer auf guten Strassen durch die Pampa Richtung Norden. Unser erster halt ist der Nationalpark Monte Léon wo wir eingenlich übernachten wollen. Geht leider nicht... obwohl sie einen Camping haben, darf man da nicht übernachten....?????  Ihnen fehlt eine Genehmigung, erfahren wir später. Wir treffen eine deutsche Familie die auch mit ihren 2 Kindern  unterwegs ist und wir verblabbern uns ein wenig die Zeit und die Kinder spielen. So ist es schon spät und wir werfen eine Münze für oder gegen den Park und der Park verliert und wir stehen 30 Kilometer später auf einem Camping am Fluss.

 

Nächsten Tag donnern wir weiter bis zum Nationalpark mit den versteinerten Bäumen (Bosques Petrificado). Elend lange Strecke ohne Abwechslung. Es ist plötzlich erstaunlich warm in dem Nationalpark und wir sind noch völlig auf kalt eingestellt. Wir regestrieren uns und lassen die Instruktionen über uns ergehen. Dann dürfen wir losmaschieren... 100 Meter später pfeift schon jemand, da Klara und Tim auf einem Stein sitzen, welcher sich als Baumstrunk herausstellt. Seit diesem Zeitpunkt stehen wir unter Überwachung. Ein Ranger mit Funkgerät folgt uns unauffällig in 30 Meter abstand. 10 Minuten später kommt er zu uns und erklärt, dass die Kinder auf den Wegen nicht Rennen dürfen, da dies die Erusion beschleunigen würde... alles klar.. Wir nehmen die Kinder an die Hand und laufen gemütlich weiter. Bei jedem niederkauern und betrachten der Steine kommt der Aufpasser näher und spannt. Der Typ nervt... oder unsere Herkunft von Afghanistan hat sich auch hier rumgesprochen und sie vermuten einen Anschlag auf ihre Bäume... Genug gelästert. Die Bäume sind ja wirklich faszinierend. Man hat das Gefühl sie seien aus Holz, da jede Faser des Baumes genau so aussieht wie eben ein Baum. Durch einen Vulkanausbruch sind diese Bäume von mehrern tausend Jahren umgefallen und von der Asche bedeckt worden. Durch den Regen sind die Sedemente der Asche langsam in jede Pore des Baumes geflossen und haben ihn so versteinert.

 

Wir schlendern noch was rum und gehen wieder Richtung Ausgang... Wir schauen noch kurz in das Museum rein.... beim Ausgang verlangt der Typ mit dem Funk doch tatsächlich, dass wir den Rucksack öffnen wegen allfälligen, eingepackten Steinen! Ist der bekloppt? Ich sage ihm das sei gar kein Problem, wir hätten schliesslich genug mühe gehapt den Baumstrunk in den Rucksack zu packen.. er versteht den Witz nicht, sondern schaut genau in den Rucksack hinein. Wir haben genug und fahren aus dem Nationalpark und campieren 100 Meter ausserhalb in der Pampa.

 

Am nächsten Tag stellen wir auf Sommerkleider um und fahren die langweilige Strasse weiter Richtung Comodoro Rivaddavia. Es wird merklich wärmer und so fahren wir am Nachmittag an einen Strand wo wir neben zig Kitesurfer stehen. Das Meer ist schön flach und wir geniessen die Sonne. Hier übernachten wir auch gleich.

 

Am nächsten Tag ist es plötzlich richtig heiss. Wir haben über 30 Grad und es ist staubtrocken. Wir verlassen den Strand nach dem Mittag und kaufen noch einige dinge in Comodoro Rivaddavia ein. Es windet wie blöd und überall hat es nur Sand und Staub und es ist heiss, furchtbar heiss. Nach ellenlanger Fahrt auf der Hauptstrasse machen wir Nachtstation an einer Tankstelle, wo der Wind ein wenig Linderung in die Hitze bringt... wenn der Staub nicht wäre.

 

Wir entschliessen uns am nächsten Tag an das Meer zu fahren und stechen Richtung Atlantik zum Dorf Camarones. Ach ist das ein herrlich verschlafenes Nest!

So gut wie keine Touristen und einfach nur easy. Wir finden sogar einen Camping und stehen 4 Nächte an diesem easy Ort. Nach all der Fahrerrei tut dies uns allen gut. Wir waschen noch alle Wäsche und ziehen weiter auf Schotterpisten Richtung Parque National Tombo, der grössten Pinguinkolonie ausserhalb der Antarktis. Wir sind faul und brauchen für die 150 Kilometer fast 2 Tage, nicht ohne noch einmal Karmapunkte zu sammeln indem wir wieder einmal mit unserer Seilwinde einen kleinen Lastwagen aus dem Sand ziehen.

Die Pinguineria hat ein schönes Museum, welches uns gleich für einen Hausbau inspiriert. Von den Pinguinen her war es ok, aber wir haben die andere Kolonie weiter südlich, als etwas lebhafter empfunden. 

 

Nun sind wir in Puerto Madry und werden uns dann in ein paar Tagen auf den Weg machen nach Valdes.

The beast!
The beast!